Rostock hat trotz massiver Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg noch Einiges an geschichtsträchtiger Bausubstanz zu bieten. In der nach Osten stark abfallenden Straßenverbindung von der südlichen Steinstraße beim Steintor zur Viergelindenbrücke und Grubenstraße befindet sich beispielsweise das teilweise unter Denkmalsschutz stehende Haus Beginenberg 2 mit der Casita Maria. Der Name – Häuschen Maria – wurde analog zum Nachbarhaus gewählt, das lange Zeit Casa Uno hieß. Der Vorname stammt von einer Miteigentürmerin des Hauses, die hier seit 1986 lebt und seit 1997 auch Ferienzimmer vermietet.
Alte Fotos von dem ehemaligen zweigeschossigen Putzbau am Beginenberg 2 gibt es kaum noch. Das große Kaufmannshaus Beginenberg 1 daneben, in dem sich heute Wohnungen und ein Ladengeschäft befinden, war immer das attraktivere Bildmotiv neben dem kleinen Nachbargebäude. Das Haus Beginenberg 2 stammt aus dem 18. Jahrhundert und bestand seinerzeit aus zwei unterschiedlichen Hälften, einer einachsigen östlichen mit hohem Satteldach und einer zurückgesetzten zweiachsigen und wesentlich niedrigeren westlichen mit Korbbogenportal. Im Straßenensemble bilden diese beiden Häuser gemeinsam mit dem Haus Nummer 3 die letzte wertvolle Abfolge der sogenannten traufständigen, eher flachliegenden Baukörper. Ein Grund, die Straße in das Sanierungsgebiet aufzunehmen. Sie trägt ihren Namen übrigens nach den seit 1279 in Rostock nachweisbar ansässigen Beginen (Beguinen) – einem religiösen Frauenorden mit starker Orientierung auf die Krankenpflege.
Ein aussagekräftiges Abbild des Hauses Nr. 2 liefern erste Zeichnungen, die laut Gutachten aus dem Jahr 1894 stammen. Damals wurde ein Antrag zum Umbau des Hofgebäudes mit Anbau gestellt. Zu der Zeit befand sich hier eine Bäckerei mit großem Backofen und einer Backstube. Im Adressbuch von 1902 findet sich ein Bäcker Prignitz, der in diesem Haus seine Brötchen buk. Verkauft wurden seine Waren aller Wahrscheinlichkeit nach auch gleich vor Ort, denn eines der wenigen alten Fotos zeigt im vorderen Teil einen Laden mit einer Brezel. Im Jahr 1907 wurde das Haus durch einen Pferdestall auf dem Hof ergänzt. Nicht ganz klar ist, ob sich hier auch eine Ausspanne befunden hat, oder ob die Ringe und Tröge lediglich den Pferden des Bäckers vorbehalten waren.
Später dann, in den 1960-er Jahren, beherbergte das ehemalige Bäckergeschäft einen Laden von Fahrrad Jordan. Überwiegend war der Beginenberg 2 aber ein Wohnhaus. 1986 zog eine Familie hier ein, die das Haus als Haupteigentümer nach der Wende zusammen mit dem Rostocker Architekten Rainer Briese erwerben konnte. Briese betreute den Abriss des maroden Gebäudes und den Neubau nach historischem Vorbild. Zwischen 1995 und 1997 erfolgten massive Bauarbeiten. Erhalten blieb das alte Tonnengewölbe aus dem 17. Jahrhundert. Zum Teil befinden sich laut Denkmalschützern hier sogar noch Wandstücke aus dem 14. Jahrhundert. Dank des Erhalts und der Restaurierung des historischen Gewölbekellers wurde das Haus wieder unter Denkmalsschutz gestellt.
Das einstige Korbbogenportal allerdings überlebte den Wandel der Zeiten nicht. Stattdessen lädt nunmehr eine historische Tür aus dem Klassizismus zum Eintreten ein. Zwar nagte auch an dieser Tür der Zahn der Zeit - eine frontal angebrachte Sonnenblume fehlte zunächst -, doch wurde sie kunstvoll vom Hobby-Schnitzer und Lehrer Hans Franke nachgefertigt. Übrigens so gut, dass sie vom Original nicht mehr zu unterscheiden ist.
Seit 1997 wird am Beginenberg 2 nun ausschließlich gewohnt. Zu den Eigentümern und Mietern gesellen sich gern auch Urlauber, denn die Casita Maria beherbergt Ferienwohnungen für ein bis zwei Personen. Einmal im Jahr öffnet sich die Haustür auch noch für andere Besucher. Dann gewähren die Bewohner am Tag des offenen Denkmals Einblicke in ihr Haus mit dem historischen Gewölbe und dem zauberhaften Wildgarten dahinter. Dieses Ereignis findet stets am zweiten Sonntag im September statt, und eine Besichtigung ist natürlich eintrittsfrei.
Aber auch ohne speziellen Anlass ist der Beginenberg 2 mit seiner attraktiven Haustür, der grünen Fassade, der hochwertigen Treppe und dem geschnitzten Ausleger von Hans Franke längst ein Blickfang und ein beliebtes Fotomotiv geworden.